Ein Besuch in der neu restaurierten Virgilkapelle

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Gemeinsam mit den Instagramern Austria haben wir die Virgilkapelle in der U-Bahn Station Stephansplatz besucht – es ist sicher die einzige Kapelle, die in eine U-Bahnstation integriert ist.

Viele Jahre war die kleine Kapelle wegen schwerer Salz- und Schimmelschäden geschlossen. Nicht nur das Streusalz vom oben liegenden Stephansplatz setzten den mittelalterlichen Fresken zu, ein Wasserrohbruch gab den Ornamenten dann den Rest und es folgte eine sehr aufwendige Renovierung. Am 12. Dezember 2015 wurde die Kapelle wieder eröffnet und ist nun wieder für die Besucher zugänglich. Gleichzeitig wurde in diesen Bereich auch eine kleine Ausstellung integriert, die Informationen, Gebrauchsgegenstände und auch einen Animationsfilm zur Geschichte des Mittelalterlichen Wiens und der kleinen Kapelle zeigt.

Jedem Besucher auf dem Stephansplatz fallen sicherlich die seltsamen Steinmuster am Boden, neben dem Stephansdom auf. Sie zeigen die Umrisse 2er Gebäude, die hier einstmals standen. Die weißen Steine zeigen den Grundriss der Virgilkapelle und die roten Steine, den Umriss der, darüber errichteten Maria-Magdalenakapelle.

Während die Geschichte des  im 14. Jahrhundert  errichteten Magdalenenkirchleins bekannt und belegt ist, weis man über die darunterliegende Virgilkapelle sehr wenig.  Archäologen datieren den Bau der Kapelle auf das frühere 13. Jahrhundert, über den Grund ihrer Errichtung gibt es nur Spekulationen.
Da zu jener Zeit der letzte Babenberger Herzog, Friedrich II. (1230-1246) über Wien regierte und er die Stadt gerne zum Erzbistum erheben hätte lassen, nimmt man an, dass er die Kapelle als mögliches Grabmal für St. Koloman, den Schutzpatron der neuen Diözese, errichten ließ. Friedrich  II., der auch der Streitbare genannt wurde, befand sich ständig im Kampf mit seinen Nachbarn und fiel 1246  in der Schlacht an der Leitha. Da keine männlichen Erben vorhanden waren und die Habsburger 30 Jahre später über Wien herrschten, wurde der Plan eines Kolomangrabes wohl aufgegeben.

In den nun funktionslos gewordene Bau wurde im frühen 14. Jahrhundert das Dachgewölbe entfernt und etwas tiefer eine Decke eingezogen. Dieser Zwischenraum wurde als Karner (Beinhaus) für den alten Friedhof rund um St. Stephan genutzt.Der unterirdische Raum ging dann an die wohlhabende Kaufmannsfamilie Chrannest, die ihn bis um 1340 als Begräbnisstätte nutzte. Sie ließen einige Altäre einbauen; einer davon war dem hl. Virgil geweiht, nach dem das Gebäude heute benannt ist. Nachdem die Chrannest ausgestorben waren, wurde das Gebäude im 16. Jahrhundert Versammlungsort der Kaufmannsbruderschaft und der neu gegründeten Fronleichnamsbruderschaft.

Im Jahre 1732 wurde der Friedhof um den Dom aufgelassen. Die Magdalenskapelle brannte im Jahr 1781 ab und wurde nicht wieder aufgebaut (vermutlich weil es ohne Friedhof keinen Bedarf für eine Friedhofskapelle gab). Die Virgilkapelle wurde zugeschüttet und geriet in Vergessenheit.

Erst 1972 wurde im Zuge der Arbeiten an der Wiener U-Bahn die Kapelle wiederentdeckt. Ihr Innenraum war mit altem Bauschutt verfüllt aber dem Entfernen des Materials präsentiert sich die Kapelle heute in einem guten Zustand. Die Virgilkapelle hatte ursprünglich weder Türen noch Fenster und war nur von oben über Leitern zugänglich. Da die Westwand, im Zuge des  U-Bahn-Baus entfernt werden musste, konnte sie nun bequem erreicht werden.
Heute ist die Virgilkapelle in die U-Bahn-Station Stephansplatz integriert und kann als Außenstelle des städtischen Wien Museums, immer Dienstag bis Sonntag und Feiertag, von 10 bis 18 Uhr besucht werden.

Hier habe ich noch einen interessanten Film (Quelle) über die Entwicklung der Virgilkapelle gefunden.

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