Das Thema Strom scheint für die Wiener von großem Interesse zu sein. Das liegt einerseits  an Initiativen wie dem Familienfest on/off der Wiener Netze. Andererseits steckt dahinter aber natürlich auch ein Eigeninteresse: Angesichts steigender Strompreise informieren sich die Bewohner aus der Region Wien zunehmend über Einsparungsmöglichkeiten. Gleichzeitig steht das Thema Ökostrom hoch im Kurs.

Im Jahr 2019 könnten Strompreise in Österreich deutlich steigen

Erst kürzlich wurden die Prognosen für die Strompreise im kommenden Jahr veröffentlicht – und diese bedeuten leider überhaupt keine guten Nachrichten für die Österreicher. Demnach könnten die Preise im Großhandel auf bis zu 39 Euro pro Megawattstunde ansteigen. Im internationalen Vergleich ist das vielleicht noch moderat, dennoch sind die Strompreise in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt zehn Prozent angestiegen. Somit liegen die Kosten pro Kilowattstunde in Wien mittlerweile bei durchschnittlich 14 bis 23 Cent. Tendenz steigend. Denn der Strompreis setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und dazu gehören neben den Steuern und Netzgebühren eben auch die Großhandelspreise. Diese werden direkt auf den reinen Strompreis umgeschlagen und unterscheiden sich deshalb je nach Energieanbieter. Solche Unterschiede machen bis zu 60 Prozent aus, dennoch werden die Strompreise angesichts steigender Großhandelspreise mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 2019 flächendeckend ansteigen. Erste Anhebungen der Kosten gab es bereits bei einigen Anbietern.

Gewinne sollen in Ökostrom investiert werden

 Für die Umwelt könnten diese steigenden Preise im Jahr 2019 aber eine gute Nachricht sein. Bereits jetzt seien die Gewinne der Energiewirtschaft durch die gesteigerten Großhandelspreise, Kostensenkungsprogramme und höhere Stromerzeugung aus Wasserkraft deutlich über die Erwartungen gestiegen, berichtet die Wiener Zeitung. Diese Gewinne sollen in den folgenden Jahren zu großen Teilen in den Ausbau der erneuerbaren Energien gesteckt werden. Experten rechnen bis zum Jahr 2020 mit einer Investition in Höhe von einer Milliarde Euro, vor allem – aber nicht ausschließlich – im Bereich der Wasserkraft. Somit soll zukünftig mehr Ökostrom zur Verfügung stehen und langfristig durch eine erhebliche Effizienzsteigerung auch wieder günstiger werden. Ob die Preise aber wirklich wieder sinken, lässt sich zum jetzigen Stand noch nicht abschätzen.

100 Prozent Ökostrom: Ist das realistisch?

Auch für die Wiener spielt das Thema Ökostrom eine wichtige Rolle. Hier ist das Umweltbewusstsein im Umgang mit Strom nämlich besonders ausgeprägt, wie aktuelle Zahlen von stromdiskont.at belegen: Demnach verbrauchen die Wiener Haushalte nur durchschnittlich je 2.340 kWh pro Jahr und damit deutlich weniger als die anderen Bundesländer. Viele Haushalte wechseln zudem regelmäßig ihren Stromtarif. Einerseits möchten sie dadurch Geld sparen, denn wie bereits erwähnt, kann der Strompreis je nach Anbieter um bis zu 60 Prozent schwanken. Andererseits möchten immer mehr Wiener zum Ökostrom wechseln. Dafür greifen sie vor allem auf erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Windkraft, Biomasse oder Photovoltaik zurück und somit auf Strom, der zu 100 Prozent aus Österreich stammt. Das Umweltbewusstsein der Wiener ist also überdurchschnittlich hoch und auch hier erwarten die Experten eine Fortsetzung dieses Trends in den kommenden Jahren. Insofern dürfte das Ergebnis einer Studie der TU Wien eine gute Nachricht sein: Ja, 100 Prozent Ökostrom in Österreich ist möglich – und zwar bereits zum Jahr 2030.

Ausbau der Ökostromerzeugung könnte Wiener Haushalte entlasten

 Zwar müssen die Wiener noch steigende Strompreise in Kauf nehmen, vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien. Jedoch könnte sich das durch einen massiven Ausbau der Ökostromerzeugung schon in naher Zukunft wieder ändern. Die Studie kam nämlich zu dem Resultat, dass eine vollständige Versorgung Österreichs mit Ökostrom bis zum Jahr 2030 nicht nur technisch möglich wäre, sondern auch eine erhebliche finanzielle Entlastung für die Haushalte mit sich bringen könnte. Zugleich würde das der E-Wirtschaft einen regelrechten Aufschwung verleihen und dadurch die Konjunktur anheizen sowie neue Arbeitsplätze schaffen – beispielsweise im Bereich der E-Mobilität oder Blockchain. Somit sei die Generierung von 100 Prozent Ökostrom aus erneuerbaren Energien nicht nur hinsichtlich der Umwelt sinnvoll und langfristig unverzichtbar, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht wünschenswert.

Wiener wünschen sich Ökostrom – und Politiker müssen handeln!

Noch fehlt es aber an dem politischen Willen zur Umsetzung der Studienergebnisse. Stattdessen ist der Ausbau der Ökostromerzeugung bislang nur in kleinen Schritten von je zwei Prozent in vier Jahren geplant. Ein Problem, welches zu steigenden Preisen führen könnte, weil die Nachfrage nach umweltfreundlichem Strom schon bald das Angebot übersteigt. Durch den in der TU-Studie untersuchten massiven Ausbau bis zum Jahr 2030 könnte die Erzeugung aus erneuerbaren Energien hingegen um bis zu 31 Terrawattstunden gesteigert werden und somit den Markt vollständig abdecken, ohne dass die Verbraucher eine Mehrbelastung zu befürchten haben. Die Studie liefert nämlich einen entsprechenden Finanzierungsplan gleich mit und entkräftet somit sämtliche Argumente gegen einen Ausbau in solch großem Ausmaß. Käme ein ausdifferenziertes Fördersystem mit Prämienmodellen zum Einsatz, könnten jährlich bis zu 650 Millionen Euro eingespart und 53.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Einbußen bei der Versorgungssicherheit seien derweil nicht zu befürchten.

Die Wiener gehen somit als gutes Beispiel voran und sollten den anderen Bundesländern als Vorbild dienen. Gemeinsam können die Verbraucher die Politiker zum Handeln zwingen und somit 100 Prozent umweltfreundlichen Strom mit all seinen Vorteilen generieren. Angesichts der steigenden Strompreise im Jahr 2019 ist das wenigstens eine gute Nachricht und eine Hoffnung darauf, dass die Kosten pro Kilowattstunden schon in naher Zukunft vielleicht wieder sinken.

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