Hier auf Vienna Inside und auch auf Facebook oder Instagram poste ich immer wieder nächtliche Impressionen aus Wien. 

Es kam die Frage auf, wie ich solche Nachtaufnahmen erstelle und weil es wirklich keine Hexerei ist, habe ich mich entschlossen euch kurz zu zeigen, wie ihr solche Aufnahmen in Zukunft ebenfalls machen könnt. Ich habe die Anleitung bewusst einfach gehalten, damit auch die absoluten Anfänger alle Schritte nachvollziehen können. Damit das ganze nicht zu lange wird, habe ich den Artikel in die Aufnahme (Teil1) und in die Nachbearbeitung (Teil2) unterteilt.

Benötigte Foto-Ausrüstung

Da Nachtaufnahmen ja eine lange Belichtungszeit brauchen, benötigt ihr natürlich mal ein Stativ. Die Kamera muss einen manuellen Modus zulassen, also die Blende, Belichtungszeit und die ISO müssen extra einstellbar sein und wenn die Kamera auch noch eine Belichtungsreihe beherrscht, na um so besser! Beim Objektiv kommt es natürlich auf das Ziel eurer Begierde, also das zu fotografierende Objekt an. Wer so wie ich, gerne Architektur, Plätze oder Panoramaaufnahmen machen möchte, der sollte ein Weitwinkel-Objektiv verwenden. Ich verwende folgende Ausrüstung:
  1. Stabiles Dreibein-Stativ Manfrotto 190XPROB
  2. Kamera: Canon EOS 6D
  3. Objektiv: Tamron SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD
  4. Ich verwende immer den Selbstauslöser der Kamera, ihr könnt aber auch einen Fernauslöser verwenden. Ihr solltet nur nicht selbst den Auslöser drücken, da das zu Verwackelungen führen kann.

Einstellung der Kamera

Wenn ihr Euer Motiv gefunden habt, die Kamera am Stativ und der Bildausschnitt im Kasten ist, dann geht es an die Einstellungen.
  1. ISO auf 100 oder 200
    Da wir ja auf die Belichtungszeit keine Rücksicht nehmen müssen, wählen wir einfach eine niedrige ISO-Zahl um die beste Qualität ohne störendes Bildrauschen zu erhalten.
  2. Blende zu – bei f8 geht es los
    Generell wählt man für größtmögliche Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe, da scheiden sich sogar die Fachleute 😉 ) eine geschlossene Blende. Bei mir geht es so ab f8 los, um aber so schöne “Sternchen” bei den Lichtern zu erhalten benötige ich bei meinem Objektiv eine Blende f11 – da müsst ihr einfach probieren, wo bei eurem Objektiv die beste Blendeneinstellung liegt. So zwischen f8 und f15 sollte es aber in den allermeisten Fällen passen. Auf jeden Fall darf man es mit der geschlossenen Blende auch nicht übertreiben, da – je nach Objektiv – die Unschärfe ab einem bestimmten Wert wieder zunimmt. Für alle die mehr über dieses Thema wissen möchte, habe ich einen entsprechenden Wikipedia-Artikel verlinkt
  3. Die passende Belichtungszeit
    Da wir ja jetzt ISO und Blende definiert haben, bleibt uns nur noch, so lange am Rädchen für die Belichtungszeit zu schrauben, bis unser Bild als korrekt belichtet in der Kamera angezeigt wird (bei den meisten Kameras gibt es im Sucher oder im Display eine Belichtungswaage, die lustig ins – oder ins + wandert.) Steht die Belichtungswaage in der Mitte auf 0, dann ist alles korrekt eingestellt und eigentlich könnten wir jetzt ein Bild schießen – aaber einiges gibt es noch zu beachten. Leider liegt die Belichtungswaage gerade in der Nacht oft ein bisschen daneben, also einfach optische Kontrolle am Display und eventuell einige Probeschüsse machen.

    Bei einer Langzeitbelichtung gibt es einige Besonderheiten, die wir jetzt einstellen.

  4. Bildstabilisator AUS – Spiegelvorauslösung AN
    Weil ein Bildstabilisator immer versucht Verwackelungen auszugleichen – auch dann wenn keine Verwackelungen da sind muss der Stabi ausgeschaltet werden (meistens am Objektiv, aber es gibt auch Kameras die haben den Stabilisator im Body verbaut, da findet ihr die entsprechende Einstellung im Menü) sonst kann es passieren, dass das Bild leicht unscharf wird. Bei Spiegelreflexkameras klappt der Spiegel normalerweise vor der Belichtung hoch um den Weg auf den Sensor frei zu geben, dieses Aufklappen kann kleinste Kameraerschütterungen auslösen, welche ebenfalls zu Unschärfe führen können. Um das zu umgehen, gibt es im Kameramenü einen Punkt der Spiegelvorauslösung/ Spiegelverriegelung heißt und der verzögert die Bildaufnahme leicht, damit die allfälligen Erschütterungen beim Belichten abgeklungen sind. Den stellt ihr auf EIN/ON oder was auch immer bei euch im Menü steht.
  5. Belichtungsreihe einstellen
    Um genügend Bildinformationen sowohl in den Lichtern, als auch in den Tiefen zu haben, mache ich grundsätzlich eine Belichtungsreihe aus 3 Bildern. Dabei ist ein Bild korrekt belichtet, eines um 2 Blenden unterbelichtet und ein drittes um 2 Blenden überbelichtet. Ich kann euch nur zeigen, wie es bei der Canon Kamera (da sind alle Modelle ziemlich ähnlich) geht. Bei anderen Marken schaut bitte einfach in die Bedienungsanleitung. Die Canon hat hinten den Q Knopf und der schaltet das Quick-Menü ein. Dort geht ihr auf die Belichtungswaage und dreht am oberen Einstellrad nach rechts bis die 3 Balken auf 2- 0 +2 stehen , ihr könnt das auch im Menü einstellen, dort heißt der Punkt AEB-Funktion.
  6. Serienbildmodus AN und Selbstauslöser AN
    Diese Einstellungen könnt ihr im oberen Bildschirm der Kamera vornehmen. Im Serienbildmodus schießt die Kamera automatisch 3 Bilder hintereinander und der Selbstauslöser verhindert Verwackelungen, die entstehen, wenn man selber den Auslöser drückt.
    Hier seht ihr nochmals meine Einstellungen im Quick-Menü und oben im kleinen Bildschirm:

Und wenn ihr jetzt auf den Auslöser drückt, dann sollten 3 unterschiedlich belichtet Bilder aufgenommen werden.

Jetzt habt ihr eine Unterbelichtung links – eine korrekte Belichtung mitte – eine Überbelichtung rechts

Wenn ihr Fragen habt, dann könnt ihr sie mir natürlich gerne in die Kommentare schreiben, ich werde versuchen, zu helfen wo ich kann.

Wie ihr die Bilder jetzt in der Bildbearbeitung zusammenfügt, zeige ich euch im 2. Teil 🙂

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