Jedem Wiener der sich nur halbwegs für Architektur interessiert ist das berühmteste Jugendstilgebäude Wiens, die Wiener Postsparkasse am Georg Coch-Platz 2, 1010 Wien, von Otto Wagner ein Begriff. Auch wir durften letzte Woche an einer Führung durch das gesamte Gebäude teilnehmen – vielen Dank nochmal an Instagramers Vienna für diesen außergewöhnlichen Fotowalk.
Zur Zeit unseres Besuches wurde die Sonderedition des Parabol Art Magazine., »The Splitting Issue« in Form einer Ausstellung von 20. Mai bis 12. Juni in der Kassenhalle der Otto-Wagner-Postsparkasse präsentiert.
Im Rahmen des 150-jährigen Bestehens der Wiener Ringstraße wurde dem Erbauer der Österreichischen Postsparkasse, Otto Wagner, in besonderer Weise Aufmerksamkeit gezollt. Die BAWAG P.S.K. lud den renommierten Architekturkurator Oliver Elser ein, sich mit einem der markantesten und berühmtesten Gebäude des Ring-Ensembles auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit dem Architekturfotografen Hagen Stier würdigt Elser ein Aushängeschild der Wiener Moderne: Otto Wagners Postsparkasse. Ergebnis des beispielhaften “Corporate Involvement” ist die Sonderedition des Parabol Art Magazine., »The Splitting Issue«. Das Parabol Art Magazine ist ein internationales Magazin für zeitgenössische Kunst, das 2015 sein 10-jähriges Bestehen feiert.
Wir durften jeder ein Exemplar dieses besonderen Bildbandes mit nach Hause nehmen. Auch dafür ein herzliches Dankeschön an den Veranstalter Ana Berlin Communications und die BAWAG P.S.K.
Nun möchte ich euch aber endlich von unserem Besuch berichten. Da es einige sehr interessante Hintergrundinformationen gibt, habe ich euch auch ein bisschen Historie mit hinein gepackt.
Betritt man das Gebäude durch eine altertümliche Drehtüre (das war sehr lustig anzusehen, als sich plötzlich ca. 30 Leute da durch quetschen wollten), dann steht man vor einer Prunktreppe die direkt in den großen Kassensaal führt. Für Otto Wagner waren Symmetrie, Raster und Normierung die Grundprinzipien seines rational-effizienten Bürogebäudes und dies hat er nirgends konsequenter umgesetzt, als im großen Kassensaal. Aber auch bei der gesamten Innenausstattung ist die Handschrift Otto Wagner’s allgegenwärtig. Besonders die Warmluftausbläser im zentralen Kassensaal fungieren als eigenständige Kunstwerke – mal ehrlich habt ihr schon so eine stylische Heizung gesehen? Trotz der hervorragenden Planung Otto Wagners wird das Postsparkassengebäude derzeit leider weit unter seinen Möglichkeiten genutzt. Eine Sanierung der 2000er-Jahre hat die Kassenhalle in eine museale, aber leere Hülse verwandelt. Die Bankgeschäfte finden in Räumen weit hinter den historischen Schalteranlagen statt.
Wir gehen durch den rückwärtigen Bereich der Kassenhalle in den hinteren kleinen Kassensaal der die permanente Ausstellung über die PSK beherbergt und nehmen den Lift in den 8. Stock.Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf den überdachten Innenhof des Gebäudes. Dann geht es hinunter in den 1. Stock.
Dort sind die im Originalzustand (Möbel, Tapeten, Lampen, Bilder usw.) belassenen historischen ehemaligen Gouverneur- oder Vorstands-Zimmer untergebracht und stehen normalerweise der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Das Farbschema des Gebäudes – Weiß, Grau, Schwarz, Silber – wird nur in diesen Repräsentationsräumen durchbrochen: hier herrschen Rot (Direktionszimmer) und Grün (Empfangsräume). Diese Räume sind mit 2,20 m hohen Täfelungen verkleidet, die Wand darüber mit gestreiften Stofftapeten in der jeweiligen Zimmerfarbe. Auf den Parkettböden lagen Teppiche, die von der Fa. Joh. Backhausen nach Entwürfen Otto Wagners angefertigt wurden.
Heute noch erhalten ist der graue Originalteppich im Großen Sitzungssaal mit einer imposanten Größe von 11,10 x 5,50 Metern. Tritt man im Direktionszimmer hinaus auf den schmalen Balkon so sieht man direkt gegenüber das Gebäude des Kriegsministeriums das, obwohl nur einige Jahre nach der PSK errichtet, einen Kontrast bildet der nicht stärker sein könnte. Der von Baumann errichtete neobarocke Prunkbau ist ein letztes Aufbäumen des Historismus, während die Postsparkasse den Aufbruch in die Moderne darstellt.
Nach diesen opulenten Räumlichkeiten geht es hinunter in den Keller, dort sind die Saferäume untergebracht. Der unterste Raum beherbergt ein wahres Schätzchen – das 1. Sparbuch des Kaisers Franz Josef. Auch Originalpläne und zahlreiche Bücher werden hier aufbewahrt. Einen Stock darüber durften wir einen verlassenen Saferaum auf eigene Faust entdecken. Hier stehen alte Stahlschränke und Ladenkästen. In einem fanden wir sogar eine Ausgabe des „Nachrichtenblatt Wien“ von 1941. Trotz unserer Neugierde waren wir doch froh, als wir diesen „Lost Place“ wieder verließen und nach oben in den großen Kassensaal zurückkehrten.
Alle waren sich einig, dass diese 2 Stunden viel zu kurz waren für ein so interessantes und geschichtsträchtiges Gebäude wie jenes der Wiener Postsparkasse. Für alle die noch mehr Hintergrundinformationen suchen, habe ich am Ende dieses Artikels einige Links zusammengetragen.
Nun folgt noch unser obligatorisches Fotoalbum. Ich hoffe, ihr fandet unseren Ausflug in die Wiener Postsparkasse genauso interessant wie wir und schaut bald mal selbst hin.
Links für weitere Informationen:
Das Otto Wagner Museum in der PSK
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Postsparkasse
Historisches Bildmaterial