Ich weiß noch wie ich mir als Kind die Nase am Autofenster plattgedrückt habe, wenn wir an der Otto Wagner-Villa vorbeigefahren sind. Wer da wohl wohnen mag? Als 6-jähriger Knirps stand für mich fest, da drinnen musste ein König oder eine Prinzessin wohnen!
Heute, viele Jahre später stehe ich wieder vor dieser, im Stil des Historismus gehaltene Residenz, aber dieses Mal öffne ich das Gartentor und gehe hinein. Ein wenig ehrfürchtig steige ich die Freitreppe hinauf, oben wartet schon Königin Esther – eine sehr rundliche übergroße bronzene Frauenstatue, die mich mit ihren üppigen Formen sehr an die „Venus von Willendorf“ erinnert.
Otto Wagner, der bedeutende Jugendstilarchitekt entwarf und erbaute die Villa in den Jahren 1886 bis 1888 um sie als Sommerhaus zu nutzen. Aber schon bald zog es ihn und seine Familie ganz nach Hütteldorf, wo er bis 1911 wohnte. Als die Kinder erwachsen wurden und auszogen, war die Villa zu groß für Otto Wagner und seine Frau Louise und so verkaufte er sie an den Varieté-Unternehmer und Direktor des Apollo-Theaters, Ben Tieber. Nach dem Krieg verfiel die Villa in einen Dornröschenschlaf, war Spekulationsobjekt und sogar ein Abriss stand zur Diskussion. Der Künstler Ernst Fuchs kaufte die Villa 1972 und rettete sie vor dem Verfall.
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Na, ist das nicht ein wunderschöner Po?
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Über diese Freitreppe mit ihren verspielten Eisengeländern gelangt man zum Mittelteil des Hauses.
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4 Säulen tragen diese – griechisch anmutende Halle.
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Seitlich der Halle ist je eine grosse Wandnische mit einer Ziervase und barockisierender Ornamentik .
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Deckenornamente und Reliefwerk zieren den Eingang.
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Von der Eingangshalle hat man einen guten Blick auf den großen Garten, in dem es jede Menge Kunstwerke zu entdecken gibt. Neben all der Schönheit sticht mir ein mächtiger abgestorbener Baum ins Auge mit dem es – wie ich später recherchiere – eine besondere Bewandtnis hat.
Bei dieser 1000jährigen Stieleiche soll es sich um die älteste Eiche Wiens handeln. Damals hieß Wien noch „Wenia“ und war nicht mehr als eine kleine Siedlung. Einst galt dieser Baum mit dem beeindruckenden Stammumfang von 4,60 m wegen seiner prachtvollen Form auch als eine der schönsten Eichen auf dem Wiener Boden – leider ist von dieser Pracht nur mehr ein sehr kärglicher Rest geblieben.
Das Nymphäum Omega
Links von der Villa befindet sich das Brunnenhaus Nymphäum Omega mit dem Moses-Brunnen. Ernst Fuchs schuf das Brunnenhaus im byzantinischen Stil von 1992 bis 1996. Der Moses-Brunnen davor ist mit einem Tiffany-Glasmosaik belegt, das in der Sonne funkelt. Leider war bei meinem Besuch kein Wasser im Brunnen, aber auf dieser Seite des Grundstückes befinden sich zahlreiche natürliche Quellen.
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Das Brunnenhaus der Otto Wagner-Villa
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1986 begann Ernst Fuchs mit den Bauarbeiten am „Nymphæum Omega“, dem Brunnenhaus (fertig gestellt 2000).
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Das Tiffany-Glasmosaik
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Er entwarf und erbaute es in der so genannten „Sichtbauweise“
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Die Stirnseite des Nymphäums ziert das bronzene „Christophorus-Relief“.
Auf der anderen Seite des Gartens befindet sich ein Gartenhäuschen, das nicht öffentlich zugänglich ist, aber davor gibt es auch einiges zu entdecken. Zum Beispiel eine weibliche Statue die mit ihrem Irokesenhaarschnitt, der Ratte auf der Schulter und den modernen Turnschuhen an den Füßen, den Betrachter sicher zum nachdenken bringt. Übrigens: zu ihren Füßen kann man jeweils von Donnerstag bis Sonntag Kaffee und Kuchen genießen.
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Dieses Haus wird aktuell bewohnt. Bemerkenswert ist die Tafel im Vordergrund. Darauf ist zu lesen:“Dem Andenken unserer geliebten Großmutter und Urgroßmutter, der Ernst Fuchs dieses Haus schon als Kind versprochen hat: ‚Mama, wenn ich einmal groß bin, schenke ich dir dieses Haus.‘ Nachdem er 1972 sein Versprechen eingelöst, das Haus erworben und renoviert hatte, lebte seine Mutter bis zu ihrem Tode hier.“
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Weibliche Statue mit einem Irokesen Haarschnitt und eine goldene Ratte sitzt auf ihrer Schulter
Das Ernst Fuchs-Museum
Jetzt gehen wir aber endlich rein, in die Otto Wagner-Villa. Der eigentliche Eingang liegt auf der rückwärtigen Seite und schon beim Betreten des Vorzimmers wird klar, für diesen Besuch muss man einfach viel Zeit einplanen. Zum einen für die wunderbare Architektur, zum anderen für die vielen Kunstwerke, die von Ernst Fuchs teilweise auch hier geschaffen wurden. Bis 1986 diente die Fuchs-Villa, dem legendären Begründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus als Atelier.
Da vom Interieur nicht mehr viel erhalten war, wurden Möbel und Tapeten, Türgriffe und anderes nach Entwürfen von Ernst Fuchs gestaltet und ergänzt.
Aber richtet euren Blick auch auf die kleinen Dinge, die Türknöpfe zum Beispiel, auch sie wurden von Ernst Fuchs entworfen, da diese ebenfalls nicht mehr vorhanden waren.
Berühmte Persönlichkeiten, wie Placido Domingo, Edward Teller, Oskar Werner und Falco wurden hier vom Meister porträtiert. Grace Kelly, Curd Jürgens und Yoko Ono besuchten hier ihren Künstlerfreund Ernst Fuchs.
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Vorzimmer
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GROSSER SALON
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Zur Zeit Otto Wagners war dieser ein im historistischen Stil dunkel gehaltenener Raum mit großen Rubens-Kopien an den Wänden.
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Ernst Fuchs modernisierte den Salon zu einem prunkvollen Atelier mit weißem Carrara-Marmor, kostbaren venezianischen Wandbehängen und orientalischen Teppichen.
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Zentralpunkt des Raumes ist ein riesiger Luster, der im Stil des Historimus in Murano angefertigt und von Ernst Fuchs eigens für den Salon erworben wurde.
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ADOLF BÖHM SAAL
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Der mit Otto Wagner befreundete Künstler Adolf Böhm schuf im Auftrag seines Freundes die Entwürfe für die großen Tiffany-Glasfenster. Sie stellen den Wienerwald im Wandel der Jahreszeiten dar und sind die größten in Österreich bekannten profanen Jugendstilfenster.
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SPEISEZIMMER
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Die geätzten Fenster könnten ein Hinweis sein, dass sich hier ein Badezimmer befand. Leider blieb nichts erhalten. Ernst Fuchs schuf das Interieur für diesen kleinen, intimen Raum.Tisch ,Sessel und Anrichten sind vom Künstler selbst handbemalte, kostbare Unikate.
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An den Wänden minutiös gemalte Ölbilder, Aquarelle und Pinselzeichnungen aus den 50er Jahren. Sie entstanden in Paris, New York und Los Angeles.
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RöMISCHES BAD
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Im ersten Stock befindet sich das von Ernst Fuchs gestaltete Römische Bad. Das Paradiesvogel- Mosaik an der Stirnwand des Bades stammt von Koloman Moser.
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Sphinxen aus Bronze und Marmor und die außergewöhnlichen Aquarelle des “Lohengrin-Zyklus” vermitteln dem Besucher eine erotische Atmosphäre.
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KAMIN-SALON Aus diesem ehemaligen Schlafzimmer Otto Wagners haben sich weder Fotos, Möbel noch Tapeten erhalten. Im heutigen Kamin-Salon sind die berühmten monumentalen Bleistift-Zeichnungen von Ernst Fuchs ausgestellt.
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MUSIKSALON Hier stand das Klavier Otto Wagners.
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BLAUER SALON
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Dieser Salon diente Otto Wagner als Kartenspiel- und Billard-Salon. Tanz, Musik und Kartenspiel
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Ein Tribut an den großen Architekten Otto Wagner ist die proportional und geometrisch im Sinne Wagners gestaltete Lapislazuli- Glasdecke mit vergoldeten Sternen von Ernst Fuchs.
Ein großes Dankeschön auch an die Instagramers Austria, für die Organisation dieser Führung.
Ernst Fuchs-Museum in der Otto Wagner Villa
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10:00 – 16:00 Uhr
Café: Donnerstag – Sonntag, 10 Uhr – 16 Uhr
Preise:
Ticket € 11,-
Wiencard € 8,-
Studenten / Senioren € 6,-
Adresse:
Hüttelbergstraße 26, 1140 Wien
2 Kommentare
Tolle Seite, schöne Photos.
Einfach super !!!
Bin begeisterter Fan von Otto Wagner und Ernst Fuchs.
Manfred Leberle, Hamburg